Es gibt philosophische Skeptiker, die jede Erkenntnismöglichkeit von Wahrheit bestreiten, die so absolut zweifeln, daß sie schließlich den Zweifel selber zum Dogma erheben.
Es gibt aber auch Skeptiker, die den Zweifel in den Dienst der Vernunft und der kritischen Selbstbestimmung des Menschen stellen.
Zu ihnen gehört der Gießener Philosoph Odo Marquard. In seinem Verständnis verbünden sich Skepsis und Pluralismus in der Maxime: Keine Theorie soll allein herrschen. Deshalb gilt es, gegensätzliche Überzeugungen und Denkansätze so miteinander zu konfrontieren, daß sich ihre absoluten Wahrheitsansprüche aneinander brechen und abschwächen. Genau auf diese Weise gewinnt das Individuum eine Distanz, in der sich Denk- und Entscheidungsspielräume auftun.
Für Marquard bedeutet philosophieren nicht, ein systemisches Gedankengebäude zu errichten, sondern sich und andere in einer ethisch-praktischen Lebenskunst zu üben.
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